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Rhetorik-Definitionen

Gibt es die Rhetorik-Definition?

Immer wieder werden wir in Seminaren nach einer eingängigen Rhetorik-Definition gefragt. Doch leider gibt es sie nicht – die eine Definition, die alle Aspekte der Rhetorik beinhaltet und alle, die sich mit ihr beschäftigen, zufriedenstellte. Das liegt allein daran, dass ihr Wesen bis heute aus sehr unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird: Ist sie Wissenschaft? Kunst? Handwerk? Oder gar jene allumfassende Grundlage, aus der sich kommunikationswissenschaftliche Disziplinen wie Gesellschafts- oder Wirtschaftskommunikation, Medienwissenschaft/Journalismus, Linguistik oder die Sprechwissenschaft erst entwickeln konnten? Steht die Rhetorik im Mittelpunkt, ist sie das Maß aller Dinge, wie es die Universität Tübingen aus ihrer Sicht berechtigterweise gern vermittelt? Oder ist die Beschäftigung mit Rhetorik nur etwas für Altphilologen, wie bisweilen in Marketing-Studiengängen oder seltsamerweise gerade von einigen Kommunikationscoaches behauptet? Die Perspektive ist entscheidend: Wird der Rhetorik vor allem als Mittel der Überredung gehuldigt, muss das Affektive zwangsläufig im Mittelpunkt einer Definition stehen – wie es beispielsweise Franken/Franken (s.u.) tun. Unterliegt das potenzielle Überredungsmomentum ebenso reduktionistisch einer ausschließlich moralischen Bewertung, wird der Versuch Rhetorik zu beschreiben, dementsprechend zu einem einseitigen Werturteil, wie es dereinst schon Platon formulierte. Wie dem auch sei: Nachfolgend bieten wir Ihnen eine Übersicht über unterschiedliche – teils widersprüchliche – Rhetorik-Definitionen und Rhetorik-Sichtweisen an, die wir Stück für Stück erweitern und ergänzen (nachfolgende Rhetorik-Definitionen sind in alphabetischer Reihenfolge der Urheber aufgelistet). Dabei berücksichtigen wir Ansichten der alten Griechen, römische Gelehrte und divergierende Meinungen heutiger Zeit – stets mitdenkend, dass wir Vollständigkeit nicht gewährleisten können. Die unserer Meinung nach sinnvollsten Definitionen sind nach aktuellem Stand jene von Gutenberg und Riemer. Aber: Machen Sie sich selbst ein Bild. Viel Spaß dabei.

Rhetorik-Definition nach Dieter-W. und Waltraud Allhoff:

„Rhetorik, wie sie hier verstanden wird, hat

  • selten etwas mit ‚schönem Reden‘,
  • nicht immer etwas mit ‚Überreden‘ und
  • fast nie etwas mit ‚Kunst‘ zu tun.

Zu anderen oder mit anderen überlegt, gezielt, und intendiert zu sprechen, zu reden, zu diskutieren, zu debattieren, zu verhandeln, ist keine Kunst, sondern die Notwendigkeit, Informationen zu empfangen und weiterzugeben, Probleme kooperativ zu lösen, sich mit anderen zu verständigen, zwischenmenschliche Beziehungen herzustellen und zu erhalten: genau das sind Inhalte und Ziele angewandter Rhetorik.

  • Unter Rhetorik versteht man Theorie und Praxis mündlicher Kommunikation.
  • Unter angewandter Rhetorik verstehen wir im engeren Sinn die Rede- und Gesprächspädagogik.“ (Allhoff/Allhoff, 1990, S. 15)

(Allhoff, Dieter-W. / Allhoff, Waltraud (1990): Rhetorik und Kommunikation. 9., überarbeitete Auflage. Regensburg: bvs Bayerischer Verlag für Sprechwissenschaft.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Aristoteles:

„Die Rhetorik sei also als Fähigkeit definiert, das Überzeugende, das jeder Sache innewohnt, zu erkennen. Keine andere Wissenschaft hat diese Aufgabe, denn von diesen lehrt und stellt überzeugend jede nur die ihr zugrunde liegende Materie dar, z. B. die Medizin [30] die Gesundheit und die Krankheit, die Geometrie die Bedingungen und Formen der räumlichen Ausdehnung, die Arithmetik Zahlen und ähnlich auch die üb- rigen Wissenschaften und Wissensgebiete. Die Rhetorik hin- gegen scheint sozusagen an dem, was ihr vorgegeben ist, das Überzeugende sehen zu können. Daher sagen wir auch, dass ihr wissenschaftliches Betätigungsfeld nicht ein ihr eigenes, [35] abgegrenztes Gebiet umfasst. Von den Überzeugungsmit- teln sind die einen redetechnisch, die anderen nicht.10 Mit nicht redetechnisch bezeichne ich alles, was nicht durch uns selbst geschaffen ist, sondern bereits vorlag, wie Zeugen, Fol- terungen, Schriftsätze und dergleichen. Redetechnisch ist al- les, was auf Grund einer Methode durch uns selbst geschaffen werden kann, so dass man vom einen davon nur [1356a] Ge- brauch machen, das andere jedoch finden muss. Von den durch die Rede geschaffenen Überzeugungsmitteln gibt es drei Ar- ten: Sie sind zum einen im Charakter des Redners angelegt, zum anderen in der Absicht, den Zuhörer in eine bestimmte Gefühlslage zu versetzen, zuletzt in der Rede selbst, indem man etwas nachweist oder zumindest den Anschein erweckt, etwas nachzuweisen.“ (Aristoteles, 2018, S. 12 (I,2))

(Aristoteles (2018): Rhetorik. Herausgegeben und übersetzt von: Krapinger, Gernot. Ditzingen: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Cicero:

„Denn die Beredsamkeit besteht aus der Gesamtheit der Eigenschaften, auf die einzeln seine Aufmerksamkeit zu richten schon eine sehr schwierige Aufgabe ist. Wollen wir statt dessen lieber unsere Kinder und die übrigen Menschen, deren Ruhm und Würde uns teuer ist, auffordern, die Größe des Gegenstandes in ihrem ganzen Umfang geistig zu erfassen und darauf zu vertrauen, dass sie die erstrebten Ziele nicht mit Hilfe derjenigen Vorschriften, Lehrer und Übungen, deren sich alle bedienen, erreichen, sondern mit ganz anderen! Und nach meiner Meinung wenigstens kann niemand ein mit allem Ruhm überhäufter Redner sein, ohne sich Kenntnisse von allen bedeutenden Gegenständen und Wissenschaften angeeignet zu haben. Aus der Kenntnis der Gegenstände muss ja auch die Rede erblühen und sich ergießen; liegt nicht ein vom Redner voll erfasster und erkannter Gegenstand zugrunde, so beherrscht er nur leeres und beinahe kindisches Geschwätz.“ (Cicero, 2007, S. 17 (Liber primus, 19-20))

Und weiter:

„So ist die Beredsamkeit nicht aus einem theoretischen System, sondern das theoretische System aus der Beredsamkeit hervorgegangen. Dennoch verwerfe ich, wie schon gesagt, dieses nicht; denn wenn es auch nicht ganz unentbehrlich ist, um eine gute Rede zu halten, so ist dessen Kenntnis einem gebildeten Menschen nicht abträglich.“ (Cicero, 2007, S. 67 (Liber primus, 146))

Und schließlich:

„Danach schaffen sie gewissermaßen fünf Teile der Beredsamkeit: das Auffinden dessen, was man sagen will; die Gliederung des Aufgefundenen; danach das Ausschmücken mit Worten; hierauf das Auswendiglernen; dann die Darstellung und den Vortrag.“ (Cicero, 2007, S. 165-167 (Liber secundus, 79))

(Cicero, Marcus Tullius  (2007): De Oratore. Über den Redner. Herausgegeben und übersetzt von: Nüßlein, Theodor. Düsseldorf: Patmos Verlag.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Peter H. Ditko:

  • „Rhetorik ist, Gedanken hör- und sichtbar zu machen.“
  • „Mach das Maul auf – das ist Rhetorik.“

(Vom Gründer der Deutschen Rednerschule, Peter H. Ditko, immer wieder in Seminaren geäußert.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Umberto Eco:

„An dieser Stelle muß auf einen merkwürdigen Widerspruch der Rhetorik hingewiesen werden:

  • Einerseits neigt die Rhetorik dazu, die Aufmerksamkeit auf eine Rede zu fixieren, die auf ungewohnte (informative) Art von etwas überzeugen will, was der Zuhörer noch nicht wußte.
  • Andererseits erreicht sie dies Ziel dadurch, daß sie von etwas ausgeht, was der Hörer schon weiß und will, und daß sie zu beweisen versucht, wie die Schlußfolgerung sich ganz natürlich daraus ableitet.

Aber um diese merkwürdige Schwankung zwischen Redundanz und Information zu klären, muß man zwei Bedeutungen des Wortes ‚Rhetorik‘ unterscheiden:
A) Die Rhetorik als generative Technik, d.h. als Besitz von Argumentationsmechanismen, durch die man persuasive Argumentationen erzeugen kann, die auf einer gemäßigten Dialektik zwischen Information und Redundanz beruhen.
B) Die Rhetorik als Schatz von Argumentationstechniken, die schon vom Gemeinwesen erprobt und assimiliert sind. In dieser letzteren Bedeutung ist die Rhetorik eine Sammlung von codifizierten Lösungen, durch deren Gebrauch die Persuasion mit einer abschließenden Redundanz die Codes wieder bestätigt, von denen sie ausgeht.“ (Eco, 1994, S. 184-185)

(Eco, Umberto (1994): Einführung in die Semiotik. 8., unveränderte Auflage. München: Wilhelm Fink Verlag.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Andreas Franken und Friedhelm Franken:

„Das Hauptfeld der Rhetorik ist die Emotion.
Rhetorik hilft Ihnen vor allem dann, wenn Sie in den Zuhörern

  • Gefühle hervorrufen wollen (Schmunzeln, Lachen …)
  • oder bestimmte Affekte verstärken (Liebe, Erregung, Zorn …)
  • bzw. überlagern möchten (Trauer, Kummer Schmerz …)
  • oder Ihnen daran gelegen ist, widerstrebende Empfindungen (Abneigung, Widerstand …) zu beseitigen.“ (Franken/Franken, 2011, S. 43)

(Franken, Andreas / Franken, Friedhelm (20011): Handbuch Redenschreiben. Berlin: Helios Media GmbH.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Hellmut K. Geißner:

„‚Rhetorisch‘‚ heißt hier also nicht: Kultur- oder Sozialtechnik des flüssigeren, besseren, schöneren, schlaueren, wirkungsvolleren Redens. ‚Rhetorisch‘ heißen Gespräch und Rede dann, wenn sie nicht nur als soziales Handeln vollzogen werden, sondern final auf soziales Handeln in einem demokratischen Gemeinwesen bezogen sind (…)“ (Geißner, 2005, S. 19)

(Geißner, Hellmut K. (2005): Demokratie und rhetorische Kommunikation. Ausgewählte Aufsätze. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Alberto Gil über Rhetorik:

„Rhetorik ist eine eminent praktische Angelegenheit, eine Technik, aber eine Technik eigener Art. In der Antike hieß sie auf Griechisch Rhetoriké Techné (Rhetorische Technik) und auf Latein Ars Oratoria (Redekunst). Beide Bezeichnungen weisen jedoch eine tiefere Dimension als die der bloßen Handhabung auf. Mit Techné bzw. Ars war eine reflektierte Handlung, eine angewandte Wissenschaft, gemeint. Will man also Rhetorik erfolgreich betreiben, ist es sehr zu empfehlen, hinter das bloße Phänomen ‚Rede‘ zu schauen, d.h. über wesentliche Fragen der zwischenmenschlichen Kommunikation in ihrer ganzen Breite nachzudenken. Wie könnte z.B. jemand mit seinem Wort glaubwürdig wirken, wenn er es mit seinen Taten nicht ist? Wie könnte jemand die Gefühle der anderen ansprechen, wenn er selbst von seinen Argumenten nicht zutiefst überzeugt ist? Ist es möglich, rhetorisch etwas zu bewirken, wenn menschlich eher Misstrauen untereinander herrscht?“ (Gil, 2013, S. 5)

Dieses „Rhetorikkonzept beruht vor allem auf der Verbindung von Selbstreflexion, Persönlichkeitsbildung und ethisch fundierter kommunikativer Praxis.“ (Gil, 2013, S. 6)

(Gil, Alberto (2013): Wie man wirklich überzeugt. Einführung in die werteorientierte Rhetorik. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Thomas Grießbach und Annette Lepschy:

„Rhetorik, wie sie in diesem Lehrbuch verstanden wird, setzt sich bewusst von manipulativen Techniken ab und setzt den Fokus auf das antike Ideal des ‚vir bonus‘, des guten Menschen, der sich aufgrund seiner Bildung nicht nur bestimmter Techniken bedient, sondern sie auch ethisch vertreten kann. Aus diesem Grund steht die Glaubwürdigkeit des Redners im Vordergrund aller zu vermittelnden Inhalte.“ (Grießbach/Lepschy, 2015, S. 21-22)

Es folg daraus ihre Ableitung der rhetorischen Kompetenz als „die eigene Überzeugung in der Öffentlichkeit glaubwürdig und situationsangemessen darzulegen. Sie umfasst deshalb zwei Aspekte: Einerseits die Fähigkeit zur Reflexion und Auseinandersetzung mit der eigenen inneren Haltung und Einstellung zum Thema, zur Hörerschaft und zur Situation; andererseits sprachliche, sprecherische, konzeptionelle Fertigkeiten, die notwendig sind, um Kommunikationsabsichten ausdrücken zu können.“ (Grießbach/Lepschy, 2015, S. 24)

(Grießbach, Thomas / Lepschy, Annette (2015): Rhetorik der Rede. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag.

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Norbert Gutenberg:

„Rhetorik war von Anbeginn eine ‚téchne‘ oder ‚ars‘: das ist weder eine (instrumentalistisch zu begreifende) ‚Technik‘, noch eine (genie-ästhetisch zu begreifende) ‚Kunst‘, sondern eine theoriegeleitete Methodik aufgrund einer didaktisch orientierten Theorie. Intentionale Sprechhandlungen, die durch Anwendung einer methodisch erlernten ‚téchne‘ zustandekommen, heißen darum ‚rhetorische Kommunikation‘.“ (Gutenberg, 2001, S. 146)

(Gutenberg, Norbert (2001): Einführung in Sprechwissenschaft und Sprecherziehung. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Christa M. Heilmann:

Heilmann zufolge ist rhetorische Kommunikation „eine Form der mündlichen Kommunikation. (…) Intentionale, zielgruppenorientierte, sachorientierte Kommunikationsart mit reflektiertem Ziel-Mittel-Einsatz. Sie basiert auf einem dialogischen Grundverständnis, sowohl in ihrer Ausprägungsform als Rede als auch als Gespräch. Im Unterschied zur phatischen Kommunikation befassen sich die Beteiligten mit einem konkreten Thema, das in der Regel für die Zielgruppe große Relevanz hat. Rhetorische Kommunikation kann als angewandte Rhetorik bezeichnet werden. Sie basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Erforschung rhetorischer Phänomene und hat eine lange Forschungstradition. Medial vermittelte Reden und Gespräche unterliegen spezifischen Wirkungsgesetzen und werden daher gesondert betrachtet: s. Medienrhetorik.“ (Heilmann, 2022, S. 77)

(Heilmann, Christa M. (2022): Kompakt-Lexikon Sprechwissenschaft. Unter Mitarbeit von Klaus Pawlowski. Berlin: J. B. Metzler.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Rhetorica ad Herennium (Aufgabe des Redners):

„Aufgabe des Redners ist es, über die Angelegenheiten sprechen zu können, welche um der Wohlfahrt der Bürger willen durch Sitten und Gesetze festgelegt sind, und zwar mit der Zustimmung der Zuhörer, soweit diese erlangt werden kann.“ (Rhetorica ad Herennium, II, 5)

(Nüßlein, Theodor (Hrsg.) (1994): Rhetorica ad Herennium. Lateinisch-deutsche Ausgabe. Übersetzt von: Nüßlein, Theodor. Düsseldorf: Artemis & Winkler.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Joachim Knape:

„In der Praxis ist Rhetorik die Beherrschung erfolgsorientierter strategischer Kommunikationsverfahren. Rhetorik ist die kommunikative Möglichkeit des Menschen, einem von ihm als berechtigt angesehenen Anliegen, dem oratorischen Delos, soziale Geltung zu verschaffen und sich selbst damit, wenigstens im Moment des kommunikativen Erfolgs, aus sozialer Determination zu befreien.“ (Knape, 2000, S. 33)

(Knape, Joachim (2000): Was ist Rhetorik? Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Josef Kopperschmidt über die Nützlichkeit der Rhetorik:

„Rhetorik ist demnach nützlich, weil sie die Überzeugungskraft, die dem Wahren und Gerechten immer bzw. von Natur aus eher zukommt als dem Unwahren und Ungerechten, methodisch freilegen zu können verspricht und Überzeugungskraft damit als Wahrheitsindiz überhaupt erst operativ wirksam werden lässt.“ (Kopperschmidt, 2018, S. 79)

(Kopperschmidt, Josef (2018): Wir sind nicht auf der Welt, um zu schweigen. Eine Einleitung in die Rhetorik. Berlin: Walter des Gruyter)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Heinrich Lausberg:

„Unter ‚Rhetorik im weiteren Sinne‘ ist die von jedem am sozialen Leben aktiv beteiligten Menschen geübte ‚Kunst der Rede überhaupt‘ (§§ 3-19), unter ‚Rhetorik im engeren Sinne‘ (‚Schulrhetorik‘) die ‚seit dem 5. Jh. v. Chr. als lernbarer Unterrichtsgegenstand ausgebildete Kunst der (besonders vor Gericht gehaltenen) Parteirede‘ (§§ 20-45) zu verstehen. (…)
2. Die Rhetorik ist ein mehr oder minder ausgebautes System gedanklicher und sprachlicher Formen, die dem Zweck der vom Redenden in der Situation beabsichtigten Wirkung (§ 3) dienen können.“ (Lausberg, 1990, S. 13)

Und weiter:

„28. Die Schulrhetorik hat die Produktion der Parteirede (oratio, λόγος) besonders für den Modellfall (§ 25) der judizialen Gattung (§ 22, I) durch Kunstvorschriften (praecepta, regulae) geregelt (§ 2I), die sich in eine Lehre vom Stoff (§§ 29-38) und eine Lehre von der Verarbeitung (§§ 39-45) gliedern.
„Kunst“ (τέχνη, ars) ist die handelnd erprobte Fähigkeit (δύναμις, facultas; ἕξις, firma facilitas, habitus) eines Menschen zur erfolgreichen, wiederholbaren Vollbringung von sozial relevanten (oder mindestens konventionell als sozial relevant geltenden) (Arbeits-) Leistungen, die auf Vollkommenheit (ἀρετἡ, virtus) zielen, jedoch weder dem naturnotwendigen Geschehens-Ablauf (φύσις, natura) angehören noch dem Zufall (τύχη, casus) überlassen werden noch auch als eigentliche Wunder (τέρατα, prodigia, miracula) anzusehen sind.“ (Lausberg, 1990, S. 20)

(Lausberg, Heinrich (1990): Elemente der literarischen Rhetorik. Eine Einführung für Studierende der klassischen, romanischen, englischen und deutschen Philologie. 10. Auflage. Ismaning: Max Hueber Verlag)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Nils Lenke, Hans-Dieter Lutz und Michael Sprenger:

„Allgemein kann man sagen, daß Argumentationen in Diskussionen dazu dienen, andere Menschen zu inneren oder äußeren Handlungen zu bewegen. Diese Beeinflussung kann auf verschiedene Arten geschehen. Man kann z.B. unterscheiden zwischen überreden und (durch Argumente) überzeugen. Mit der Frage, wie diese Beeinflussung am effektivsten zu bewirken sei, befasst sich traditionell auch die klassische Rhetorik.“ (Lenke/Lutz/Sprenger, 1995, S. 201)

(Lenke, Nils/Lutz, Hans-Dieter/Sprenger, Michael (1995): Grundlagen sprachlicher Kommunikation. München: Wilhelm Fink Verlag.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Niklas Luhmann:

„Mit all diesen Entwicklungen von Sprach- und Verbreitungstechnik (hier gemeint als Sprache in ihrer Erscheinung als und unter Verwendung von Zeichen; Verbreitungstechnik als Schrift, Druck und Funk (Anm. des Verf.)) wird erst recht zweifelhaft, welche Kommunikation überhaupt Erfolg haben, das heißt zur Annahme motivieren kann. Bis weit in die Neuzeit hinein hat man auf gesteigerte Unwahrscheinlichkeit mit forcierten Bemühungen um eine Art Persuasivtechnik reagiert, so um Eloquenz als Erziehungsziel, um Rhetorik als besondere Kunstlehre, um Disputation als Konflikt- und Durchsetzungskunst.“ (Luhmann, 1987, S. 221)

(Luhmann, Niklas (1987): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt/Main: Suhrkamp.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

John Locke über Rhetorik:

„Ich gebe zu, in Erörterungen, bei denen wir mehr Vergnügen und Erheiterung als Belehrung und Förderung im Auge haben, kann man solchen Redeschmuck, der aus den genannten Quellen stammt, kaum als Mißbrauch betrachten. Wollen wir indessen von den Dingen reden, wie sie sind, so müssen wir zugeben, daß alle Kunst der Rhetorik, soweit sie nicht durch Ordnung und Klarheit gefordert ist, und alle gesuchten und bildlichen Redewendungen, die die Beredsamkeit ersonnen hat, keinem anderen Zweck dienen, als falsche Ideen unbemerkt einzuführen, die Leidenschaft zu erregen und dadurch das Urteil irrezuleiten. In der Tat also sind jene bildlichen Ausdrücke vollkommener Betrug.“ (Locke, 1988 [urspr. 1690], III.x.34)

(Locke, John (1988) [urspr. 1690]: Versuch über den menschlichen Verstand. 2 Teilbände. Hamburg: Felix Meiner Verlag.

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Platon:

„Es gibt ein gewisses, keineswegs künstlerisches Bestreben einer dreisten Seele, die richtig zu treffen weiß und schon von Natur aus stark ist in Behandlung der Menschen; im ganzen nenne ich es Schmeichelei. (…) Von derselben nun betrachte ich als einen Teil auch die Redekunst.“ (Platon, 1856, s. (Gorgias, 463a-b))

(Platon (1856): De Rhetorica. Gorgias. 3. Auflage. Übersetzt von: Schleiermacher, Friedrich E.D.,  Berlin: Reimer Verlag.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Quintilian:

„Die Rhetorik also – denn so wollen wir ohne Angst vor dem Streit um Worte unsere Kunst nennen – lässt sich, glaube ich, am besten gliedern, wenn man von der Kunst, dem Künstler sowie dem Kunstwerk handelt. Kunst soll dabei soviel heißen wie Lehrfach, das heißt also: sie ist die Lehre von der guten Rede. Der Künstler ist der Mann, der diese Lehre empfangen hat, das heißt also der Redner, dessen Ziel es ist, gut zu reden. Das Werk ist das, was von dem Künstler hervorgebracht wird, das heißt also die gute Rede.“ (Quintilianus, 2015, S. 229 (II 14, 5))

Und weiter:

„Allem voran die Frage: Was ist die Rhetorik? Sie wird zwar auf verschiedene Weise definiert, jedoch liegt allen Definitionen eine doppelte Frage zugrunde: entweder besteht Meinungsverschiedenheit über das Wesen der Sache selbst oder über die Formulierung. Die erste und hauptsächliche Meinungsverschiedenheit besteht darin, daß die einen glauben, auch schlechte Menschen könne man als Redner bezeichnen, während die anderen, denen auch wir uns anschließen, diesen Namen und die Kunst, von der wir sprechen, nur Guten zuerkennen wollen. Unter denen aber, die die Redegabe trennen von der Leistung einer untadeligen Lebensführung, die doch mehr bedeutet und weit erstrebenswerter ist, haben einige die Rhetorik nur als eine Fähigkeit (facultas), andere als Wissenschaft (scientia), nicht aber als Tugend, andere wieder als Erfahrung, wieder andere zwar als Kunst, aber verschieden von Wissenschaft und Tugend, einige sogar als eine „entartete Kunst“, das heißt (κακοτεχνία) bezeichnet. Diese Kritiker haben durchweg entweder im Überreden oder im Reden, das zum Überreden geeignet sei, die Aufgabe der Rede gesehen; denn das kann auch von jemandem geleistet werden, der kein „guter Mann“ ist. Es ist also die häufigste Definition, „die Rhetorik sei die Fähigkeit zu Überreden“. Was ich „vis“ (Fähigkeit) nenne, bezeichnen sehr viele mit „potestas“ (Möglichkeit), einige mit „facultas“ (Gabe). Damit dies keine Unklarheit bringe, sage ich, „vis“ meine soviel wie (δύναμις) (Kraft, Möglichkeit).“ (Quintilianus, 2015, S. 229 (II 15, 1-3))

(M. Fabius Quintilianus (2015): Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher. 6. Auflage. Lateinisch-deutsche Ausgabe. Übersetzt von: Rahn, Helmut. Darmstadt: WBG.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach Peter Riemer:

„Rhetorik ist von jeher eine Technik, keine Wissenschaft. Sie dient der argumentativen Ordnung und stilistischen Anlage sowie der zielorientierten Durchführung eines Redevortrags, und zwar im Sinne einer systematischen und insofern trainierbaren, aber nicht exakt zu beschreibenden Beeinflussung des Publikums durch den Redner.“ (Riemer, 2017, S. 14)

(Riemer, Peter (2017): Klassische Rhetorik und rhetorische Basiskompetenzen. Koblenz: Zentrum für Fernstudien und universitäre Weiterbildung, Universität Koblenz-Landau.)

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Rhetorik-Definition nach Wilfried Stroh:

„Rhetorik, griech. rhētorikḗ, ist die Kunst des Redners, griech. rhetor, also die ‚Redekunst‘. Die Endung –ikḗ weist darauf hin, dass es sich dabei um eine lehr- und lernbare Kunst (téchne) handelt (obwohl auch das bestritten wurde); der volle Ausdruck wäre rhētorikḗ téchne.“ (Stroh, 2010, S. 18-19)

Und weiter:

„Ebenso sollte man eigentlich mit Rhetorik (…) immer nur die Redetheorie bezeichnen. Wenn man ganz korrekt sein wollte, wäre es also falsch, von der ‚grandiosen Rhetorik Bismarcks‘ zu sprechen – denn kein Römer oder Grieche hätte verstanden, was etwa illustris rhetorica Bismarcii (…) bedeuten solle. Im deutschen Sprachgebrauch hat es sich jedoch seit langem fest eingebürgert, als Rhetorik (bzw. Redekunst) sowohl die theoretisch gelehrte als auch die praktisch geübte Kunst zu bezeichnen (…)“ (Stroh, 2010, S. 19-20)

(Stroh, Wilfried (2010): Die Macht der Rede. Eine kleine Geschichte der Rhetorik im alten Griechenland und Rom. Berlin: Ullstein.)

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition laut Wikipedia:

Rhetorik (altgriechisch ῥητορική (τέχνη) rhētorikḗ (téchnē) ‚die Redekunst‘), deutsch Redekunst, ist die Kunst der Rede. Sie war schon in der griechischen Antike als Disziplin bekannt und spielte insbesondere in den meinungsbildenden Prozessen Athens und anderer Poleis eine herausragende Rolle. Die Aufgabe der Rede ist es, den Zuhörer von einer Aussage zu überzeugen oder zu einer bestimmten Handlung zu bewegen. Als Kunst der Rede stellt die Rhetorik hierzu die Mittel bereit, als Theorie der Überzeugung analysiert sie diese. Insofern enthält Rhetorik immer eine Doppelaufgabe und soll sowohl Kunst als auch Wissenschaft sein. Zum einen geht es um die Kunst, Menschen von einer Ansicht zu überzeugen oder zu einer Handlung zu bewegen, zum anderen um die Wissenschaft vom wirksamen Reden.“

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.

Rhetorik-Definition nach dem Zedlerschen Lexikon:

„Wollte man ja die Rhetoric von der Oratorie unterscheiden, so könnte man unter der Oratorie die gesammte Wissenschaft von der Beredsamkeit, oder Eloquentz verstehen, und die Rhetoric als denjenigen Theil davon ansehen, worinnen die Ausdrückung und der manierliche Vortrag der Gedancken […] gelehret wird.“ (Zedler zitiert nach Schnyder, 2005, S. 1526)

Schnyder, Peter (2005): Rhetorik. 4. 18./19. Jh. a. Begriff der Rhetorik: Vernunft und Wissenschaftlichkeit. In: Ueding, Gert (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Band 7: Pos-Rhet. Berlin: Walter de Gruyter, S. 1523-1529.

Cicero: Auch er suchte nach einer passenden Rhetorik-Definition.

Synonyme für Rhetorik:

Beredsamkeit, Redegabe, Redekunst, Mitteilungsfreudigkeit, Plauderlust, Dialektik, Vortragskunst, Beherrschung des Ausdrucks (Peltzer/Normann, 1983, S. 104)
(Peltzer, Karl/Normann, Reinhard v. (1983): Das treffende Wort. Wörterbuch sinnverwandter Ausdrücke. Bern: Ott Verlag.)

Akropolis von Rhodos (Odeion) – auch hier suchten wohl schon Gelehrte nach der passenden Rhetorik-Definition.