Schauspiel hat die perfekte Illusion zum Ziel. Kann sich eine Person in fremde Ideen und Texte hineinversetzen und diese überzeugend vortragen – so kann man nur gratulieren. Echte Rhetorik hingegen benötigt eine eigene Haltung des Redners. Und Stärke, andere Haltungen aushalten zu können. Schon Cicero machte sich über die verschiedenen Wesenszüge von Rhetorik und Schauspiel Gedanken. Er schrieb einst: „Dennoch dürfte niemand jungen Männern, die sich um die Redekunst bemühen, raten, ihre Anstrengung darauf zu richten, die Gestik von Schauspielern zu lernen.“
Rhetorik ist für uns: Reden im Dialog. Gute Rhetoren sind: vor allem gute Zuhörer. Denn Gespräch und Rede leben vom Austausch der Argumente und der Meinungsvielfalt. Nicht von der vermeintlichen Kraft der Effekthascherei wie sie in Rhetorik-Ratgebern, vielen Rhetorik Seminaren oder auf YouTube beschrieben wird.
Wer denkt, er müsste Interpretieren lernen, weil er permanent Dinge verkünden muss, an die er selbst nicht glaubt, der benötigt logischerweise Schauspielunterricht. Wer eigenen Standpunkten mehr Gewicht verleihen möchte, der sollte sich mit Rhetorik auseinandersetzen: als Wissenschaft der Beredsamkeit, die gegnerische Standpunkte wertschätzt. Und nicht wegschwätzt.
Zu diesem Thema finden Sie auch einen Artikel in unserem Rhetorik-Blog …