Home » Rhetorik Themen » Rhetorik Kurse – wozu?

Rhetorik Kurse – wozu?

Rhetorik Kurse – wozu?

Rhetorik-Seminare
Rhetorik-Seminare

Rhetorik Kurse – wozu? Eine freiheitlich-demokratische Grundordnung benötigt politische Rhetorik. Sie ermöglicht erst den Wettbewerb um Ideen. Soziale Marktwirtschaft benötigt werbliche Rhetorik. Schließlich ist das Werben um Kunden jene Grundidee, die die Markt- von der Planwirtschaft unterscheidet. Und auch eine Kommunikationsgesellschaft benötigt: Rhetorik. Rhetorik ist Erfordernis, aber auch Selbstverständlichkeit, sollte man meinen.

Wozu aber Rhetorik Kurse – wenn Rhetorik einem sowieso überall begegnet? Paradoxerweise ignoriert das gesamte deutsche Bildungssystem bis heute die Notwendigkeit mündlicher Vortragsfähigkeiten: Die Unterschiede zwischen Schrift- und Sprechsprache werden kaum vermittelt, Lehrpläne konzentrieren sich auf die Reproduktion von Faktenwissen. Das sind die zentralen Gründe, warum Vortragende permanent versuchen, die komplexe deutsche Schriftsprache in die Mündlichkeit zu überführen. Und der anerzogenen Faktenorientierung gerecht zu werden. Hinzu kommen sprachliche Tristesse und eine weitverbreitete, oft übersteigerte, Angst vor Lampenfieber. Weil die Routine im Umgang mit Reden und Vorträgen in der Breite fehlt. Gute Nacht – und angenehme Träume.

Wo Nachfrage nach rhetorischen Produkten herrscht, dürften entsprechende staatliche Bildungsangebote nicht weit sein, sollte man meinen. Schließlich warten Medien, Pressekonferenzen, Podiumsdiskussionen gierig auf Inhalte, Storys und Redner. In der Realität jedoch fehlt ausgerechnet jenen, deren Haupttätigkeitsfeld das gesprochene Wort ist, rhetorisches Know-how. Insofern erscheint es logisch, dass immer mehr private Rhetorik Kurse angeboten werden. Freiberufliche Trainer wie private Bildungsträger und Akademien füllen mit ihren Rhetorik Kursen jene Bildungslücke, die staatlicherseits hinterlassen wird. Und versuchen der allgemeinen Zahlen-, Daten- und Faktenbulimie, die der in den Schulen verordneten Faktenreproduktion entspricht, entgegenzuwirken. Ein Rhetorik Kurs hilft zwar, antirhetorische Verhaltensmuster zu überwinden. Aber nicht von heute auf morgen.

Rhetorik Kurse: Weil sie im Bildungssystem fehlen

Prinzipiell jeder hat Angst beziehungsweise Lampenfieber vor einer Rede. Auch wenn es nur darum geht, vor ein paar Kollegen Arbeitsergebnisse zu einem Projekt zu präsentieren. Das gekonnte Reden vor Publikum – egal wie groß es ist – stellt immer eine Herausforderung dar. Eine gewisse rhetorische Selbstverständlichkeit zu erlangen – das ist das eigentliche Ziel eines Rhetorik Kurses. Denn Reden und Vorträge bereiten allen Schwierigkeiten, die über wenig Redeerfahrung verfügen oder nur selten Gelegenheit haben, Vorträge zu halten. Das alles wäre halb so schlimm – gäbe es nicht ein kleines Problem: Die moderne Arbeitswelt fordert in einem Maße verbale wie mediale Kompetenzen, über die in Deutschland kaum jemand verfügt. Selbstbewusst, aktiv zuhörend, Kompetenz ausstrahlend und vor Balkendiagrammen agierend wie ein politischer Beobachter am Wahlabend: So stellen sich Personalverantwortliche die idealen Mitarbeiter vor. Vor allem dann, wenn es um Führungskräfte geht. Mit Worten glänzen sollen sie, mitreißend erzählen. Doch in der Praxis, sind wir ehrlich, ist der Geist zwar willig. Doch die Rhetorik schwach. Storytelling mag zwar jeder. Aber statt spannender Geschichten hören wir täglich Phrasen und Wortschablonen. In Meetings. Auf Konferenzen. Auf Messen. Und wenn Einladungen Talk, Panels, Podiumsdiskussionen anpreisen – ist das Fernbleiben meist die richtige Reaktion darauf.

 

Rhetorik Kurse – gegen Faktenbulimie
Abb.: Ob Polit-Talkshow oder Konferenz: In Deutschland erkennt man den Experten immer am erhobenen Zeigefinger.

Rhetorik Kurse: Gegen Faktenbulimie

Beschleicht auch Sie das Gefühl, zwischen rhetorischen Anforderungen des Berufsalltags und eigenen kommunikativen Kompetenzen klafft nicht nur eine gewisse Lücke? Sondern eher ein Abgrund, breit und tief wie der Grand Canyon? Dann geht es Ihnen wie sehr vielen Menschen. Gerade Dienstleistungsberufe leben von rhetorischer Kommunikation. Weil wir sie jedoch allesamt nie richtig erlernt haben, gleiten wir gern ins Schwafeln ab. In ein Schwafeln, dass mit Phrasen und Techniken garniert ist, die in viel zu kurzen Fortbildungen vorgestanzt wurden.

Zwar wird uns – der Deutschen Rednerschule – im Rahmen von Rhetorik Kursen ab und zu aus berufenem (politischen oder Eltern-) Munde stolz berichtet, selbst in Grundschulen werde bereits mit Powerpoint gearbeitet. Doch ist eine solche Aussage Grund genug, um auszuwandern. Nach zwanzig Jahren Powerpoint-Borreliose reift in Unternehmen langsam die Einsicht, dass in Meetings Spiegelpunkte vomierende Manager nur wenig zur Wertschöpfung beitragen. Im Web wird außerdem derzeit zu Anti-Powerpoint-Partys aufgerufen. Powerpoint-Karaoke (improvisiertes Halten sinnfreier Vorträge auf Grundlage zufällig ausgewählter und für den Vortragenden fremder Charts) ist ebenfalls in Mode. Und in diesem Umfeld beginnen Grundschulen nun das betreute Vorlesen von elektronischen Folien. Es mag positiv sein, dass aus Salzteigbastlern begnadete Chart-Meister werden. So sind Kreativergebnisse für Eltern wenigstens leichter entsorgbar. Echtes Verständnis für Kommunikation wird so jedoch nicht weitergegeben; Rhetorik werden Schüler mithilfe von Powerpoint nicht lernen. Solange Faktenreproduktion – selbst wenn sie mit Powerpoint unterstützt wird – vor Faktenverständnis, -interpretation und -kommunikation geht, wird der Kundenstrom für Rhetorik Kurse nicht versiegen. So wird es weiter heißen: Rhetorik lernen heißt auch weiterhin ein Leben lang zu lernen.

Was Rhetorik Kurse leisten – und was nicht

Wenn Sie also bei sich rhetorische Defizite vermuten, hat das in erster Linie mit dem beschriebenen gesamtgesellschaftlichen Phänomen zu tun. Nicht mit persönlichen Versäumnissen. Sie sind weder Sorgenkind noch dumm. Weder schuld noch krank. Und wenn Sie wieder einmal in einer Projektsitzung Opfer des Folienschlachtensekundenschlafs werden, sehen Sie es Ihrer Kollegin oder Ihrem Kollegen nach. Auch sie oder er ist ein Produkt deutscher Bildung – und hat wahrscheinlich noch kein Rhetorik Kurs besucht.

An dieser Stelle wird aber auch eines deutlich: Die Absurdität jener Versprechen von Rhetorik Kursen, die im Internet schnelle Abhilfe verheißen. Was jemand beispielsweise nach achtzehn Jahren Schul- und Ausbildung nie erlernt hat, kann er weder an einem Vormittag noch in ein paar Tagen nachholen. Genauso wie Schwimmen oder Fahrradfahren ist Eloquenz auf dem Podium und Souveränität hinter dem Redepult nicht an einem Tag erlernbar. Zwar können mithilfe von Rhetorik Kursen Problembewusstsein geschaffen, grundlegende Techniken eingeübt und durchaus vorzeigbare Fortschritte erzielt werden. Gewandtes und routiniertes Reden ist aber immer Ergebnis eines Rhetorik Kurses, des regelmäßigen Trainierens, Scheiterns, Justierens und Reüssierens. Über Monate, über Jahre hinweg. Für Menschen, denen sich nur wenige Gelegenheiten bieten etwas vorzutragen, bleibt Rhetorik eine permanente Herausforderung. Auch wenn sie einen Rhetorik Kurs bei einem Superstar der Branche für eine Million Euro Stundenhonorar besucht haben.

Ein wenig erinnert alles an den Gang ins Fitnessstudio: Überschüssiges Fett kann man dort nicht einfach an der Rezeption abgeben, um danach einen großen Gyrosteller verputzen zu können. Man muss sich schon aufs Laufband quälen und ab und zu den Trainer um Rat fragen, wenn ’s nicht läuft. Gewicht verliert man nicht durch das Erstellen eines Trainingsplans. Sondern durch dessen Einhaltung. Im übertragenen Sinn leisten seriöse Rhetorik Kurse und Rhetoriktrainer Hilfestellung: Sie zeigen Übungen und klären auf. Werden aber niemals vorgaukeln, Sie könnten innerhalb kürzester Zeit Massen begeistern und einen Parteitag rocken. Rhetorik Kurse zeigen Klienten persönliche Stärken und Potenziale auf. Rhetorik Kurse geben ihnen Übungen mit auf den Weg. Rhetorik Kurse können für das, was gute Rhetorik ausmacht, sensibilisieren. Für den Transfer in die Praxis aber muss jeder selbst sorgen.

Sie wollen etwas tiefer einsteigen in das Thema Rhetorik? Der „Grundriß der Rhetorik“ von Gert Ueding und Bernd Steinbrink ist dafür bestens geeignet …