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Rhetorik und Management

Rhetorik und Management

Rhetorik-Seminare
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Rhetorik und Management – zwei Themen, die eigentlich untrennbar miteinander verknüpft sein sollten. Zwischen denen aber oft scharf unterschieden wird. Dabei verzichtet die Führungsforschung großzügig auf wichtige Aspekte der Kommunikation. Während sich die Rhetorik viel zu oft mit sich selbst beschäftigt – anstatt auf eines ihrer wichtigsten Anwendungsfelder zu achten: die interne Unternehmenskommunikation.

Rhetorik: Seit Jahrtausenden fasziniert sie. Weil in letzter Konsequenz alle großen Fragen des Themas Kommunikation in ihr zusammenlaufen. Und sie seit jeher versucht, Antworten und Anleitungen zu liefern, wie man Meinungen und Ideen Geltung verschafft, Gegner überzeugt, stilvoll redet – und Menschen leitet. Die Themen Führung von Menschen und sprachlicher Stil – beide vereinen sich im Begriff Rhetorik bereits seit der frühen Antike.

Im Gegensatz dazu steckt die Idee der Verknüpfung von Rhetorik und Management noch in den Kinderschuhen. Zwar ist die Kommunikation von Menschen in leitenden Funktionen seit den Fünfzigerjahren hier und da Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen. Zur regelrechten Mode wurde die Kombination der Themen Rhetorik und Management aber erst in den letzten Jahren. Was aber versteht man unter dem Begriff Managementrhetorik?

Rhetorik und Management = Managementrhetorik?

„Unter Managementrhetorik ist die Professionsrhetorik von Führungskräften zu verstehen, die institutionell verankerte Leitungsfunktionen in einem Organisationssystem, z. B. in Betrieben oder Behörden innehaben. Wie jede beruflich motivierte Rhetorik ist sie wesentlich von den Determinanten des Arbeitsfeldes bestimmt, d.h. hier: von den Bedingungen der Organisation oder Organisationseinheit, die der Manager führt.“ So weit die Definition des Rhetorikers Joachim Knape (* 12. April 1950) in seiner Abhandlung „Managementrhetorik“ aus dem Jahr 2001. Allerdings bläht der Begriff Managementrhetorik etwas im doppelten Sinne auf, was eigentlich selbstredend und zusammengehörig ist. Deutlich wird das Pleonasmus-Phänomen (sinnlose Doppelung), erfassen wir die Wörter Management und Rhetorik in ihren Kernbedeutungen:

Management: Manus agere (aus dem Lateinischen) – an der Hand führen

Rhetorik: Psychagogie, also die „Seelenleitung“ nach Platon (* 428/427 v. Chr.; † 348/347 v. Chr.) oder „Seelenführung im Horizonte der Vernunft“, wie es der einstige Ordinarius für Rhetorik an der Universität Tübingen, Walter Jens (* 8. März 1923; † 9. Juni 2013), formulierte

Unmissverständlich wird klar: Mit den Begriffen Rhetorik und Management ist eigentlich ein und dasselbe gemeint. Ob Arbeitsabläufe oder Vortragssituationen: Stets sind Management und Rhetorik im Spiel. Im Umkehrschluss ist Management auch betriebswirtschaftliche Analyse, wohl auch das Anwenden psychologischen Wissens. In erster Linie aber ist Management nichts anderes als Rhetorik – weil ohne Kommunikation das größte theoretische Wissen nutzlos bleibt. Rhetorik ist vor allem in betriebswirtschaftlichen Kontexten mehr als bloßes Reden: Sie ist kommunikatives Handeln, sie ist Psychagogie des Menschen durch den Menschen. Und damit der Dynamikfaktor der Kommunikation, sogar Motor aller betriebswirtschaftlicher Prozesse. Weil nicht Zahlen allein den Anstoß zum Handeln geben. Sondern erst deren Interpretation durch Manager sowie durch deren Motivationen und daraus resultierenden Handlungsanweisungen.

Wenn Managementrhetorik zur Phrasendrescherei wird

Die alltägliche Kommunikation stellt hohe Ansprüche an Management und Rhetorik: Überzeugungsarbeit, Akzeptanz- und Konsensstiftung sind Permanentaufgaben des Managers, deren Erfüllungsgrad sich auf das gesamte Klima im Unternehmen und die Produktivität auswirken können. Dem stehen gegenüber: häufig zu beobachtende reine Akklamationen oder Behauptungen – ohne Begründungen oder Argumentationen. Oft genug schwammig formuliert und interpretierbar. Werden sie zudem begleitet von landläufigen, branchenübergreifenden Kriegs- und Nautikmetaphern, ergibt sich jener ermüdende Business-Singsang, den kaum einer mehr hören mag. Darüber hinaus verhindert solche Art des Sprechens jegliche kommunikative Abgrenzung gegenüber Wettbewerbern. Weil die externe Kommunikation meist nur ein für den Markt langweiliges Spiegelbild der internen Kommunikation darstellt. Hinzu kommen vielfach Diskrepanzen zwischen Führungsstilen, Reifegraden von Mitarbeitern und dem vorherrschenden Kommunikationsstil in einem Unternehmen.

 

Rhetorik und Management: Rhetorikseminar der Deutschen Rednerschule in den Achtzigerjahren
Abb.: Schon in den Achtzigern ein guter Rat: Kommunikationskonformismus nicht übertreiben – BWL-Sprech langweilt.

Kommunikationskonformismus vermeiden

Unreflektierter Kommunikationskonformismus führt allerdings dazu, dass Führungskräfte häufig eher graue Mäuse sind als auffällige Persönlichkeiten. Das mag für das operative Geschäft zu vernachlässigen sein. Ist aber für das Delegieren von Aufgaben und für das Formulieren von Vorgaben, Ideen und Visionen entscheidend. Das bedeutet nicht, jeder Manager müsste sich zu einer schillernden Personality-Marke verwandeln. Doch sollte jeder, der in den Managementbereich aufrückt, Sachbearbeitung und Mikrokontrolle in starkem Maße durch Botschaftenorientierung ersetzen.

Aus diesem Grund ist es für jeden Manager ratsam, eine eindeutige Sprache zu entwickeln, die zu seinem Führungsstil passt. Idealerweise ergänzt um zu ihm passende Stilkomponenten. Das Zielbild: eine klare Sprache, die auch in schwierigen Zeiten problemlösend und glaubhaft wirkt. Sowie Management und Rhetorik als eine Einheit zu begreifen.

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